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Richard-Wagner-Verband Leipzig ehrt Richard Wagners Mutter zum 250. Geburtstag

Die kunst- und kulturinteressierte Öffentlichkeit begeht in diesem Jahr mit großer medialer Aufmerksamkeit den 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich. Weniger bekannt dürfte sein, dass auch Richard Wagners Mutter 1774 geboren wurde. Am 19. September erblickte sie als sechstes Kind des Bürgers und Weißbäckermeisters Johann Gottlob Pätz und seiner Ehefrau Erdmuthe Dorothea Iglitsch, die einer Lohgerberfamilie entstammte, in Weißenfels das Licht der Welt und wurde zwei Tage später in der Marienkirche auf die Namen Johanne Rosine getauft. Mit fünfzehn Jahren verließ sie ihr Elternhaus und begann eine Liebesgeschichte mit Prinz Constantin von Sachsen-Weimar-Eisenach, dem jüngeren Bruder Carl Augusts, des Goethe-Freundes. Der Prinz brachte sie im Brühl in Leipzig in einer Pension unter, wo er für ihren Lebensunterhalt aufkam, sie von einem Sprach- und einem Schreibmeister unterrichten und in der Putzmacherei unterweisen ließ. Die dreijährige Beziehung endete 1793 mit dem Tod des Prinzen, der als kursächsischer Generalmajor an Typhus starb. Ihre fünfzig Taler Abfindung waren bald aufgebraucht, sodass sie heilfroh war, als sich der Jurist Carl Friedrich Wilhelm Wagner in sie verliebte. Am 2. Juni 1798 heiratete das Paar in der Schönefelder Kirche. In fünfzehn Ehejahren brachte Johanne Rosine neun Kinder zur Welt, von denen zwei im zarten Kindesalter starben. Weltberühmt machen sollte sie ihr Sohn Wilhelm Richard Wagner, der am 22. Mai 1813 geboren wurde. Mann und Kinder verschwieg sie die Liaison mit dem Prinzen und stellte ihn als hohen väterlichen Freund dar, der sich um sie und ihre Familie in Weißenfels Verdienste erworben hätte. In den Taufscheinen der Kinder legte sie eine falsche Spur. Auf ihrem Grabstein steht als Geburtsname Berthis. Die Karriere ihres Mannes vom Stadtgerichtsactuar bis zum Actuar im Königlichen Polizeiamt endete am 23. November 1813 mit seinem Tod als Opfer der Völkerschlacht, nachdem der vielbeschäftigte Beamte in Ausübung seiner beruflichen Pflichten an Typhus erkrankt und kurz darauf an der in Leipzig grassierenden Epidemie gestorben war. Ludwig Geyer, Hofschauspieler an der Dresdner Hofbühne, Maler und Dichter, nahm sich der Frau seines Freundes und ihrer Kinderschar an und heiratete Johanne Rosine am 28. August 1814 in Pötewitz bei Zeitz. Die Familie folgte ihm nach Dresden. Geyer kümmerte sich aufopferungsvoll um die große Familie, zu der noch eine eigene Tochter kam. Vier Kindern von Johanne Rosine ebnete er den Weg zur Bühne: Albert, Louise, Rosalie und Clara. Richards Entwicklung lag ihm besonders am Herzen, er sollte das Abitur machen und studieren. Sein Talent zur Musik erkannte er angeblich auf dem Totenbett, wie Richard Wagner in seiner Autobiografie überlieferte. Geyer starb bereits 1821, und Rosalie Wagner, die berühmte Schauspielerin, wurde mit ihrem guten Gehalt zur Haupternährerin der Familie. Ende 1827 kehrte Johanne Rosine mit Richard, Ottilie und Cäcilie nach Leipzig zurück. Ab August 1829 war Rosalie als erste Liebhaberin am Theater engagiert. Richards schulische Leistungen an der Nikolaischule und später an der Thomasschule ließen zu wünschen übrig. Sein Ziel, Musicus zu werden, bedeutete nicht, ein Instrument zu spielen, sondern zu komponieren. Schon früh war er von seinem Genie überzeugt, doch die Karriere kam nur zögerlich in Gang. Als Student der Musik an der Universität Leipzig schwänzte er die Vorlesungen, machte der Mutter große Sorgen durch Spielschulden und Duellforderungen, fing sich aber durch den Unterricht in Harmonielehre bei Thomaskantor Christian Theodor Weinlig, den sie ihm vermittelte. Erste Kompositionserfolge in Theater und Gewandhaus erfreuten seine Mutter, und nach vielen Durststrecken konnte sie 1842 seinen Triumph als gefeierten Opernkomponisten mit seiner Oper „Rienzi“ und seine Ernennung zum Hofkapellmeister in Dresden miterleben. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie sorgenfrei in der Nähe ihrer Kinder in Leipzig, wo sie am 9. Januar 1848 starb. Richard Wagner, der seine Mutter zärtlich liebte, fühlte sich nach ihrem Begräbnis vollkommen vereinsamt. In seinen Opern spielt die Beziehung von Müttern und Söhnen eine wichtige Rolle, die diese Vereinsamung trauernd reflektiert.

Im Jahre 1910 stiftete Margarethe Johanne Rosalie Marbach geb. Wagner, die Tochter von Rosalie Wagner, ein Grabmal aus Marmor für ihre Mutter und ihre Großmutter auf dem Alten Johannisfriedhof. Wir freuen uns sehr, dass das Grabmal pünktlich zum Geburtstag von Johanne Rosine in neuem Glanz erstrahlt, und bedanken uns vielmals beim Amt für Stadtgrün und Gewässer, Gartendenkmalpflege der Stadt Leipzig, das die Reinigung des Marmors und die Erneuerung der Schrift auf dem Sockel in Auftrag gab und finanzierte.

Der Richard-Wagner-Verband Leipzig ehrt Richard Wagners Mutter mit zwei Veranstaltungen, zu der alle Interessenten herzlich eingeladen sind.

Ursula Oehme

 

18.09.2024, Mi – 18 Uhr
Grieg-Begegnungsstätte, Talstraße 10, 04103 Leipzig
Von wohltuender Heiterkeit und praktischem Geschick.
Zum 250. Geburtstag von Richard Wagners Mutter
Vortrag und Gespräch mit Ursula Oehme, Machern
Eintritt: frei

19.09.2024, Do – 15 Uhr
Alter Johannisfriedhof zu Leipzig, V. Abt., Grabmal von Johanne Rosine Wagner-Geyer und Rosalie Marbach, geb. Wagner, Täubchenweg 1, 04107 Leipzig
Herzlichen Glückwunsch, Johanne Rosine!
Gedenkstunde zum 250.Geburtstag von Richard Wagners Mutter.
Ursula Oehme liest aus Familienbriefen. Merit Nath. Göbl, Sopran, Bayreuth-Stipendiatin und Richard-Wagner-Nachwuchspreisträgerin 2023 (Gesang) und Michelle Bernhard (Piano) erfreuen mit einem Geburtstagsständchen.
Eintritt: frei

7.10.2024, Mo – 19 Uhr: Stammtisch in der Grieg-Begegnungsstätte (Talstraße 10)

4.11.2024, Mo – 19 Uhr: Stammtisch in der Grieg-Begegnungsstätte (Talstraße 10)

2.12.2024, Mo – 19 Uhr: Stammtisch in der Grieg-Begegnungsstätte (Talstraße 10)

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