Bericht über den Wettbewerb um Bayreuth-Stipendium und Richard-Wagner-Nachwuchs-Preis 2023

Über 40 Bewerbungen sind auf die Ausschreibung zum Wettbewerb um die drei Bayreuth-Stipendien einschließlich der Richard-Wagner-Nachwuchspreise 2023 eingegangen, vierzehn junge Künstler hat die Jury als Kandidaten ausgewählt und nach Leipzig in die wunderbare Wagner-Nietzsche-Villa der gastfreundlichen Familie Gieseke eingeladen. Unter der umsichtigen und bewährten Leitung der Opernregisseurin Jasmin Solfaghari waren als Juroren beteiligt die Operndirektorin und stellvertretende Intendantin der Oper Leipzig Dr. Cornelia Preissinger, Prof. Helmut Kukuk von der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig (HMT) sowie Peter Korfmacher, Ressortleiter Kultur der Leipziger Volkszeitung. Getragen wurden die musikalischen Beiträge von der souveränen Meisterschaft und großartigen Musikalität des Begleiters am Klavier, Christian Hornef, Korrepetitor der Oper Leipzig.

Am 8. und 9. November wurde der Wettbewerb ausgetragen, den sich auch einige Verbandsmitglieder nicht entgehen ließen. Sie wurden nicht enttäuscht, der diesjährige Wettbewerb war ganz hochrangig besetzt. Drei Instrumentalvorträge waren aufgenommen: Bengü Aktan-Rupp (Oboe/Englisch Horn), Johanna Gossner (Klarinette) und Leonard Halm (Horn). In Gesang teilten sich die Kandidaturen in fünf Soprane und fünf Baritone (eine krankheitsbedingte Absage): Sibylla Elsing, Julia Heiler, Mariko Lepage, Merit Nath-Göbl und Tatiana Stanishich sowie Ang Du, Anton Haupt, Samueol Park, Feng Sun und Yohan John Yi. Vier kamen von der HMT Leipzig, drei von der Hochschule für Musik Karlsruhe, die anderen von den entsprechenden Einrichtungen in Berlin, Nürnberg, Essen, Hamburg, Wien, Salzburg und Graz. Das Alter der Kandidaten lag zwischen 19 und 34 Jahren. Bemerkenswert war die Dichte der hochmusikalischen Qualität der Beiträge, unter denen es keinen Ausfall gegeben hat. So erfreulich diese Situation ist, so schwierig gestaltete sich verständlicherweise die Auswahl der Stipendiaten. Es musste entschieden werden, und so kürte die Jury folgende Preisträger:

Der erste Preis ging an Johanna Gossner von der Privatuniversität in Wien, die mit ihrer Klarinette den dritten Satz von Carl Maria von Webers Grand Duo Concertant mit großer Bravour vortrug. Dann überraschte sie die Zuhörer mit einer eigenen Konzertparaphrase über die Tannhäuser-Ouvertüre, die sie zusammen mit ihren Klavierpartner H.A.L. Campos eigens für unseren Wettbewerb arrangiert hatte. So begeisterte sie die Jury nicht nur mit einem virtuosen Spiel auf sehr hohem Niveau, sondern darüber hinaus mit dem mitreißenden Vortrag ihrer persönlichen, höchst kreativen Auseinandersetzung mit Wagners Ouvertüre.

Den zweiten Preis erkannte die Jury dem südkoreanischen Bariton Yohan John Ji von der Hochschule für Musik Nürnberg zu, der die Arie des Ford aus dem Falstaff von Giuseppe Verdi und Wolframs „Blick ich umher in diesem edlen Kreise“ aus Wagners Tannhäuser mit seiner sehr gut geführten, ausdrucksstarken, warmen Stimme vortrug. Mit seiner Interpretation und seinen darstellerischen Fähigkeiten hat er die Zuhörer mitgerissen, mit seiner Technik und seinem sympathischen Humor alle vollends überzeugt.

Den dritten Preis errang die Sopranistin Merit Nath-Göbl von der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig mit der Hallenarie aus Wagners Tannhäuser und der Arie der Elisabeth aus Verdis Don Carlo. Die Studentin von Prof. Brigitte Wohlfarth überzeugte mit ihrer ausdrucksvollen, sehr gut geführten, vollen Sopranstimme und strahlender Höhe. Als empfindsame Künstlerpersönlichkeit weiß sei ihr Potential hochmusikalisch abzurufen.

Mit der Auszeichnung beginnt für die Stipendiaten ein anspruchsvolles Programm. Sie werden das Konzert unserer Bayreuth-Stipendiaten am 13. Februar 2023 um 19 Uhr in der HMT Leipzig bestreiten und im August 2023 zu den Bayreuther Festspielen reisen, wo sie ein reiches Programm erwartet und ihnen die Preise überreicht werden. Wir danken allen Teilnehmern sehr herzlich für ihre großartigen Leistungen und gratulieren den Preisträgern zu ihrem Erfolg. Ihren weiteren künstlerischen Werdegang werden wir mit viel Sympathie begleiten.

Helmut Loos

Fotos: Volkmar Heinz