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Malwida von Meysenbug als Vertraute von Wagner und Nietzsche
Zum Vortrag von Professor Joachim Radkau aus Bielefeld-Schildesche erschienen sowohl die Freunde Wagners als auch die Anhänger von Nietzsche, so dass sich der Saal erfreulich voll präsentierte. Und zu beiden Persönlichkeiten bot Radkau tiefgründige und interessante Gedankengänge, stets in Verbindung mit der Ausnahmefrau Malwida von Meysenbug (1816-1903). Ebenso wie Wagner musste sie 1848 emigrieren. Sie saß empört in der skandalösen Uraufführung des Tannhäuser und wünschte sich „Offenbach an den Galgen“. Wagners Judenhass teilte sie jedoch nicht, und sie lehnte es zudem ab, mit in das Haus Wahnfried zu ziehen. Die Trauzeugin und enge Vertraute Wagners verteidigte letztlich ihre Freiräume, und sei es zum Preis der Einsamkeit. Wagners Werke indes berührten sie „wie in einem seligen Traum“, sie empfand „Seelenverwandtschaft“ zum Meister. Auf Wagner hatte sie eine beruhigende Wirkung, er hatte sie gern in seiner Nähe. Den 28 Jahre jüngeren Nietzsche lernte Malwida 1872 bei der Grundsteinlegung des Festspielhauses in Bayreuth kennen. Und sie saß neben ihm, als der Tristan in München erstmals erklang. Der Philosoph verehrte die hoch gebildete Künstlerin als „mütterliche Freundin“; sie verbrachten im kleinen Freundeskreis zwei Jahre in Sorrent. Ihre „Memoiren einer Idealistin“ beeindruckten Nietzsche tief, und der Philosoph empfahl das Buch ausdrücklich weiter. Doch Nietzsches radikale Abkehr von Wagner führte letztlich auch zum Bruch mit Malwida, fühlte sie sich doch zeitlebens dem Komponisten verpflichtet.
Für mehr Informationen sei die Monografie Radkaus zu Frau von Meysenbug, im Hanser-Verlag erschienen, ans Herz gelegt. Die Moderation des Abends übernahm Professor Elmar Schenkel vom Verein der Nietzsche-Gedenkstätten Röcken, um dessen Buch „Wahre Geschichte über Friedrich Nietzsche“ es am 16. Oktober 2024 gehen wird. Für die musikalische Einstimmung sorgte ein wunderbares Duo aus der Musikschule: Alexandra Greger (Sopran) und Florian Werling (Klavier) boten Lieder auf hohem Niveau.
Birgit Heise