Impressionen von der Wagner-Festwoche Leipzig – Teil 3

Trauma oder Selbstfindung? Wagner in Paris 1839–1842

Eine weitere Veranstaltung in der Wagner-Festwoche war dem weniger als drei Jahre währenden Aufenthalt Richard Wagners in Paris gewidmet. Einleitend charakterisierte Prof. Dr. Stefan Keym, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Musikwissenschaft an der Universität Leipzig, in seinem Vortrag vom 21. Mai 2025 in der Richard-Wagner-Aula der Alten Nikolaischule die wechselseitigen kulturellen Beziehungen von Frankreich und Deutschland und die besondere Anziehungskraft von Paris für Musiker, die hier auf den Erfolg hofften. Auch Wagner setzte hohe Erwartungen in diese Stadt. Wagners in Paris entstandenen Vertonungen des Gedichts „Mignonne“ von Pierre de Ronsard und der Romanze „Die Grenadiere“ von Heinrich Heine, emotional dargeboten von Lars Conrad, Bariton, und Fridolin Wissemann, Tenor, umrahmten diesen Eingangsteil.

Das Pariser Musikleben wurde durch die Grand Opera dominiert. Besondere Hoffnung setzte Richard Wagner deshalb auf sein Opernprojekt „Rienzi“. Aber trotz Unterstützung durch Meyerbeer konnte es nicht umgesetzt werden. Auch die Kontakte zu anderen, meist weniger einflussreichen Persönlichkeiten waren nicht zielführend. Vielmehr zwangen die allseits bekannten schwierigen Lebensumstände Wagner, durch schriftstellerische, im Vortrag belegte Gelegenheitsarbeiten und musikalische Arrangements für die Pariser Salons diese Situation etwas zu lindern.

Zur Charakterisierung des musikalischen Lebens ging Prof. Keym besonders auf die Grand Opera ein, die von Meyerbeer u. a. mit den Opern „Robert der Teufel“, „Die Hugenotten“ und „Der Prophet“ dominiert wurde. Wagner bewunderte Meyerbeer zu dieser Zeit. In den im Vortrag zitierten Schriftzeugnissen gegenüber Meyerbeer und Dritten wurde das nachvollziehbar.

Abschließend ging Prof. Keym besonders auf die Oper „Die Hugenotten“ ein, die Wagner als Endpunkt einer musikalischen Entwicklung sah. Der zu Gehör gebrachte Vergleich der Schlussszenen aus den „Hugenotten“ und „Rienzi“ zeigt in letzterer noch die Nähe zur Grand Opera.

Eingebunden in den Vortrag wurde in zwei Abschnitten aus der Novelle „Ein Ende in Paris“ gelesen. Aus diesem beklemmenden Selbstzeugnis Wagners trugen Conrad und Wissemann in verteilten Rollen die Dialoge zwischen einem zunächst hoffnungsvollen, aber dann doch scheiternden Künstler und seinem kritischen Freund vor.

Musikalisch eindrucksvoll unterlegt wurde der Vortrag durch Prof. Rolf-Dieter Arens am Flügel mit Transkriptionen zum „Friedensmarsch“ und zum „Gebet“ aus „Rienzi“ sowie – in Würdigung des in Paris vollendeten „Fliegenden Holländers“ – zum Lied der Senta.

Astrid Dorner

Fotos: Ursula Oehme