Dr. Frank Piontek, Zwischen Gestern und und Morgen: der 1. Bayreuther Nachkriegs-Ring 1951

Der Saisonauftakt der Vortragsreihe unseres Verbandes hielt zu Beginn gleich einen Höhepunkt bereit. Dr. Frank Piontek aus Bayreuth sorgt immer für ein volles Haus, beste Unterhaltung und maximalen Erkenntnisgewinn.
So auch am 19. September 2018, als wir uns wieder in der Stadtbibliothek bei unserem seit Jahren zuverlässigen Partner einfinden konnten. Zum Auftakt stellten traditionell zwei junge Musiker der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ ihr Können unter Beweis, wofür Verbandsvorsitzender Thomas Krakow sehr herzlich dankte. Ebenso dankte er der Stadtbibliothek für ihre Gastfreundschaft und erinnerte an die Fülle der zeitnahen Termine des randvollen Jahresprogramms des Verbandes. Am Ende hielt der Vortrag genau das, wofür der Referent seit Jahren steht und Krakow konnte auch hier nur mit etwas Ausgefallenem danken. Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg und die Leipziger Tieflandsbucht wurde geschichtsträchtiges Schlachtfeld. Einer der Hauptakteure war Schwedenkönig Gustav II. Adolf. Das von ihm initiierte Ur-Krostizer Bier bekam Dr. Piontek von Krakow mit auf den Weg.

Zum Inhalt des Vortrags schreibt unser Verbandsmitglied Prof. Dr.  Reinhard Pfundt wie folgt:

Die Wiederaufnahme der Bayreuther Festspiele im Jahre 1951 erfolgte nach siebenjähriger Pause unter inzwischen drastisch veränderten gesellschaftlichen Bedingungen. So wurde auch „Neu-Bayreuth“ zu einem Begriff, den man vorrangig mit Wieland Wagners Inszenierungsideen verband, die durch eine „Entrümpelung der Bühne“, magisches Dämmerlicht sowie eine bewegungsarme „Bewegungsregie“ auffielen und einen radikalen Bruch mit der Tradition bedeuteten. Doch völlig unvermittelt geschah dies nicht, wie der in Leipzig immer wieder gern begrüßte Dr. Frank Piontek aus Bayreuth am 19. September in der Stadtbibliothek mit einem aufschlussreichen Vortrag und einer Fülle an Bildmaterial zeigen konnte.

Im „Ring“ von 1951 gab es durchaus noch konkrete Schauplätze und Bühnenrequisiten wie die Burg Walhall, Hundings Esche, Mimes Schmiede, den Walkürenfelsen mit Tanne und den leibhaftigen Wurm. Erst in den Folgejahren wurde all dies entfernt. Die von Ingrid Jorissen gestalteten Kostüme sollten das „Rein-Menschliche“ charakteristisch zur Erscheinung bringen und bezogen sich nicht mehr spezifisch auf die germanische Sagenwelt. Wieland Wagner ging es um die Darstellung des über aller Geschichte stehenden, zeitlos gültigen Mythos.

Während die Inszenierung in ihrem Bewegungsablauf und ihrer Wirkung heute nicht mehr nachvollzogen werden kann, gibt es von der musikalischen Interpretation fast komplette Tonaufnahmen. Hans Knappertsbusch und Herbert von Karajan dirigierten je einen Ring-Zyklus. Zwei Beispiele – das stringent sich steigernde Rheingold-Vorspiel und der stürmische Walkürenritt – demonstrierten, mit welch großem Atem und dramatischer Intensität Karajan musizieren ließ. Die zahlreichen Solisten – darunter Astrid Varnay, Heinrich Pflanzl, Leonie Rysanek, Martha Mödl, Wolfgang Windgassen, Elisabeth Schwarzkopf – konnten im Vortrag nur kurz genannt und charakterisiert werden, wurden aber alle wenigstens fotografisch in ihren Kostümen oder in Probensituationen gezeigt.

Fotos: Volkmar Heinz / volkmar@heinz-report.de