Ex oriente lux – Verbandsreise nach Königsberg und Minsk

21. bis 27. September 2018

Es ist schon ein besonderes Licht, das einen im nördlichen, heute russischen Ostpreußen umfängt, wenn man auf den Spuren von Richard und Minna Wagner in der Stadt, die 741 Jahre Königsberg, hieß, wandelt, um die Landschaft zu erahnen, in der die beiden lebten, arbeiteten und heirateten. Das alte Königsberg gibt es nicht mehr. Aber jedes Mal, und es war die siebente Verbandsreise dorthin, kann man etwas Neues oder neues Altes entdecken. Und da von Deutschland kein Direktflug mehr geht, nutzten wir den Umstieg im belorussischen Minsk auf dem Rückweg für einen Aufenthalt.

Eine romantische Aufführung der “Zarenbraut” von Nikolai Rimskij-Korsakow im Bolschoi Theater Minsk sowie ein Orgelkonzert und ein exzellentes Rachmaninow-Konzert mit Sängern des jungen Ensembles des Moskauer Bolschoi-Theaters im Königsberger Dom waren die musikalischen Höhepunkte. Natürlich besuchten wir die Taufkirche Johann Christoph Gottscheds in Juditten, sahen die Stelle, wo Wagners Wohnhaus, wo ihr Musiktheater und ihre Hochzeitskirche stand. Auch sahen wir das Wohnhaus der Mutter Ostpreußens, Agnes Miegel, das endlich saniert wird, und den Gedenkstein an das Geburtshaus E.T.A. Hoffmanns. Das Grab Immanuel Kants am Königsberger Dom, sein Denkmal am ehemaligen Paradeplatz, das Kant-Museum im Dom und alle Stadttore konnten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nur noch Relikte einer Vergangenheit sind, die von der Gegenwart der Chrustschowkas und der orthodoxen Klöster und Kirchen verdrängt wird. Der Traum vom Wiederaufbau des Schlosses ist ausgeträumt, Bau- und Sanierungswut vor der Fußball-Weltmeisterschaft haben neben viel Positivem hier ebenfalls Fakten geschaffen. Der Flughafen, Straßen und Brücken sowie einige Bauten haben durch das Großereignis sehr gewonnen.
Wir besuchten die Kurische Nehrung und dort in Rossitten die älteste Vogelstation der Welt, die Ostseebäder Crantz und Rauschen, erlebten die melodramatische Tristesse in der Elchniederung und am kaiserlichen Jagdhaus Pait im Ibenhorster Forst, dem die Zukunft abhanden gekommen ist. Augen und Herz liefen aber über bei der Fahrt über den Friedrichskanal und das Kurische Haff zu und von der Pension von Leni Ehrlich in Gilge, was den emotionalen Höhepunkt der Reise bildete. Die Russlanddeutsche, die am Ende der Welt Pionierarbeit leistete, weiß die Menschen zu nehmen und hat ihnen etwas zu sagen. Doch langsam dringt in diese Idylle das Geld derer, die es in Moskau und Königsberg haben und hier nun Frieden suchen. Erstaunlich: Der positive Nebenaspekt der an sich negativen Sanktionen ist das Vertrauen in die eigenen Potentiale. Aus versteppten Böden wird endlich wieder Ackerland und Nutzvieh ist allerorten wieder sichtbar.

Auch beim zweiten Besuch in Minsk nach 2017 fand das Staunen kein Ende. Diese Stadt ist und bleibt eine Überraschung, was den Bauboom, die Baudenkmale und den kulturellen Reichtum angeht. Und überall gibt es Menschen, die nicht nur gastfreundlich sind, sondern mit Herzenswärme ihre Städte und ihre Heimat präsentieren. Wassil in Minsk sowie Jekaterina und Konstantin in Königsberg waren Garanten einer erfolgreichen und unvergesslichen Reise. Dank gilt allen Mitreisenden, insbesondere den fleißigen Fotografen Barbara Linse und Peter de Graaf.

tk