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Notenspur-Salon „Richard Wagner“ 2019
„ … du kühnes herrliches Kind“
Könnte man einen Dichter-Komponisten trefflicher ehren als mit dessen Texten und Musik, auch wenn sie nicht aus seiner Feder stammt? Der Richard-Wagner-Verband Leipzig hatte am 10. Februar zu seinem alljährlichen Notenspur-Salon in die Aula der Alten Nikolaischule eingeladen, um den 150. Geburtstag Siegfried Wagners zu feiern, des „Meistersohnes“ Richard und Cosima Wagners. An dem Ort, an dem Siegfrieds Vater einst zur Schule gegangen war, erlebte das Publikum im prall gefüllten Saal drei begeisternde Stunden auf hohem künstlerischem Niveau.
Nach der Begrüßung durch Vorstandsvorsitzenden Thomas Krakow und Dr. Elke Leinhoß von der Notenspurinitiative legten die beiden ehemaligen Stipendiaten unseres Verbandes los, im wahren Sinne des Wortes: stimmgewaltig und „pfiffig“ der Bariton Ricardo Llamas Márquez aus Spanien und die ausdrucksstarke Sopranistin Madeleine Cain aus den USA, beide Meisterschüler an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig, sie mit beendeter Ausbildung, er mit noch einem großen Abschlusskonzert vor sich. Begeisternd am Klavier die bezaubernde Südkoreanerin Sung-Ah Park, Lehrkraft an der Musikhochschule und den Wagner-Freunden bestens bekannt. Sie war es auch, die das musikalischen Programm zusammengestellt hatte: Lieder und Klavierwerke von Richard Wagner, Robert Schumann, Liszt, Mussorgski, Beethoven, Boito, Dvorak und Richard Strauss. Da standen zwei junge Interpreten vor ihrem Publikum, die eine großartige Ausbildung hinter sich und – hoffentlich – eine große Zukunft vor sich haben, denn wie steinig der Weg auf die Bretter sein wird, die die Welt bedeuten, ist beiden sehr wohl bewusst. Das Bayreuth-Stipendium des Verbandes ist für sie kein unbedeutender Meilenstein.
Nach der Pause, in der die Besucher dem von Verbandsmitgliedern gebackenen Kuchen und reichlich Kaffee eifrig zusprachen und manche Unterhaltung am Rande sowie der Besuch der extra geöffneten Dauerausstellung über den jungen Wagner möglich war, gewährte der Leipziger Schauspieler Matthias Hummitzsch mit einem Parforce-Ritt durch das Leben Siegfried Wagners einen vergnüglichen, aber auch nachdenklich machenden Blick in dessen Leben, seine Haltung zu künstlerischen wie politischen Fragen, in sein Familien- und nicht zuletzt in sein nicht ganz einfaches Liebesleben. Vorstandsmitglied Winifred König hatte diese Texte sorgsam und kenntnisreich zusammengestellt. Der Humor Richard Wagners, seines Sohnes und des Schauspielers Hummitzsch hob die Stimmung im Publikum beträchtlich, bevor „Der Floh“ von Beethoven, Richard Wagners „…kühnes herrliches Kind“ und seine Sonate für das Album von Mathilde Wesendonck einen wunderbaren, mit viel Beifall für alle Protagonisten bedachten Nachmittag ausklingen ließen.
Fotos: Michael Ranft, Daniel Reiche (3)