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Leipziger mit Richard in Venedig
Reise des RWV Leipzig zum Richard-Wagner-Kongress nach Venedig,
28. November bis 02. Dezember 2019
Auf den Spuren Richards wandelnd, wurde der diesjährige Richard-Wagner-Kongress in Venedig abgehalten. Auch eine Gruppe von 20 Mitgliedern unseres Verbandes wollte sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen und war bereit, dafür auch das berühmte aqua alta in Kauf zu nehmen.
Nachdem wir uns am 28. November am frühen Morgen bereits an den Flughäfen eingefunden hatten, erreichten wir am späten Mittag die Lagune, bestiegen die vorbestellten Motortaxis und brausten in den Nebel davon. Die ewig der Natur trotzende Stadt erschien aus dem Nebel und ehe wir uns versahen, schipperten wir durch kleine Kanäle zu unserem Hotel, wo wir freundlich empfangen wurden. Nach einer ersten Einführung zu Richard in Venedig stand der Abend zur freien Verfügung.
Einige Teilnehmer folgten dem Kongress-Programm ins La Fenice, wo wir neben den Eröffnungs-Worten des Präsidenten des RWV International auch Wagners C-Dur Sinfonie und den Wesendonck-Liedern lauschten. Besonders Letztere, vorgetragen von der Quereinsteigerin Jessica Elevant, entfalteten eine persönliche und emotionale Atmosphäre. Dass Wagner an seinem letzten Weihnachten 1882 ein ganz ähnliches Konzert-Programm an selber Stelle seiner Frau Cosima zum Geburtstag dirigierte, machte das Arrangement besonders bewegend. Vom Fenice aus ging es mit dem Schiff zum Palazzo Vendramin, wo in Hallen morbid-romantischer Größe das mehrgängige Abendessen gereicht wurde.
Am nächsten Morgen nahm uns eine versierte Fremdenführerin mit auf eine mehrstündige Stadt-Erkundung, die auch berühmte Sehenswürdigkeiten wie den Dogen-Palast enthielt. Auch wer nicht das erste Mal in Venedig war, konnte sich dem Glanz, Prunk und Abgelebtheit der Stadt nicht entziehen. Derweil wurde im Palazzo Vendramin die Deligierten-Versammlung des RWV International abgehalten, wo der Reiseleiter Benedikt Zimmermann für den Leipziger Verband an der Wahl zum neuen Präsidium teilnahm. Gegen Abend wurde im Fenice die Wagner Gala „Liebe und Tod in Venedig“ aufgeführt, bei der neben Ausschnitten aus Wagners Opern auch Briefe von Richard zitiert wurden. Abgerundet wurde des Programm des Tages mit einem Abendessen.
Der Samstag bot die Möglichkeit, aus dem vielfältigen Programm des Kongresses zu wählen oder auf eigene Faust die Stadt zu erkunden. Das Kongress-Programm umfasste unter anderem einen Besuch der Academia wie auch die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten des Museo Wagner. Das Museum, welches in den von Richard während seines letzten Aufenthalts in Venedig bewohnten Räumlichkeiten liegt, versammelt allerlei Wagneriana und macht den Sterberaum Richards zugänglich.Am späten Mittag begann im La Fenice die Aufführung von Verdis Don Carlos. Die schlichte Inszenierung überzeugte über weite Strecken durch Feinfühligkeit und Liebe zum Detail. Musikalisch wurde kein Zweifel gelassen, dass das Theater, in dem viele der Verdi-Opern uraufgeführt wurden auch heute absolute Weltklasse bietet. Auch dieser Abend endete bei einem Bankett in den festlichen Sälen der Oper.
Sonntag in aller Frühe lockte das Läuten des ehrwürdigen Marcus-Doms zur Hauptmesse des ersten Advents. Auch abseits jeder Religiosität steht die Kirche im Focus der westlichen Musikgeschichte; der Weihrauch und die doppelchörigen Werke trugen ihren Teil zur Mystik bei. Beim Verlassen des Doms war der Markusplatz mit einer wenige Zentimeter hohen, aber weitreichenden Pfütze bedeckt, in der sich die Arkaden des Museo Correr im blauen Himmel des Wassers spiegelten. Gegen Mittag ging es mit unserer Stadtführerin in die Santa Maria Gloriosa dei Frari, die mit ihrer berühmten Assunta von Tizian lockte, die auch für Richard persönlich eine große Rolle spielte. Der letzte Abend in der Serenissima wurde eingeleitet durch ein Vivaldi-Konzert und beschlossen mit einem festlichen Bankett in dem pompösen Festsaal des Conservatoriums der Stadt.
Der Abreisemorgen bot die Möglichkeit, noch einmal in der Stadt zu schlendern, Mitbringsel zu kaufen oder bei einem letzten Espresso das Treiben am Markus-Platz zu genießen. Als wir spät am Abend in Deutschland landeten, hatten wir intensive Tage hinter uns, die fast selbstverständliche Überwältigung von der Lagunen-Stadt stand uns auf die Gesichter geschrieben.
Venedig ist Wasser, Wasser ist Chromatik, Chromatik ist Wagner.
Venedig ist Wagner.
Wir waren dort. Und für die meisten wird es nicht das letzte Mal gewesen sein.
Benedikt Zimmermann