Symposium zu Richard Wagner und Ludwig van Beethoven in Nürnberg

Auch in Zeiten von „Corona“ kann man ein anspruchsvolles und interessantes Symposium mit knapp 100 Musik- und Kulturfreunden durchführen. Der Ortsverband Nürnberg des Richard-Wagner-Verbandes e. V. hatte für den 10.10.2020 zu einem Symposium zu „Richard Wagner und Ludwig van Beethoven zum 250.Geburtstag – Der große Spätromantiker Richard Wagner verneigt sich vor Ludwig van Beethoven“ eingeladen. Die Veranstaltung fand in Loew`s Merkur Hotel in Nürnberg, wegen der aktuellen Hygieneauflagen in 2 Sälen mit teilweiser Videoübertragung, statt. Aus dem Leipziger Richard-Wagner-Verband hatten sich 6 Mitglieder auf den Weg nach Nürnberg gemacht. Aber auch aus anderen Ortsverbänden sowie aus Österreich und der Schweiz waren Gäste anwesend.

Das Symposium wurde durch die Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes Nürnberg, Frau Agnes Simona Sires, mit Grußworten der Bayrischen Landesregierung, der Stadt Nürnberg sowie dem Richard-Wagner-Verband International und der Intendantin des Beethovenfestes Bonn eröffnet. Alle nachfolgenden Vorträge wurden mit musikalischen Einlagen aus dem Repertoire Ludwig van Beethovens, gespielt und gesungen von Bayreuth-Stipendiaten, in hervorragender Qualität umrahmt.
Im ersten Vortrag zum Thema „Beethoven – Zur Resonanzgeschichte eines Klassikers jenseits der Klassizität” referierte Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Borchmeyer zum Werk Beethovens als Krönung der Stilrichtung der Wiener Klassik. Dass die Geschichte der romantischen Musik ohne das Werk Beethovens nicht denkbar war, dokumentierte er am Beispiel Richard Wagners, der schon als achtzehnjähriger einen Klavierauszug der Neunten Symphonie angefertigt und Beethovens musikalische Formenwelt in sein großes Essay von 1870 jenseits aller Klassizität beschrieben hatte.
Mit einem kurzen Vortrag von Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult Peter Gülke und einem anschließenden Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Borchmeyer wurden u. a. Gedanken über Wagners „offensives“ Selbstverständnis als Erbe Beethovens, die „Nullsituation“ der um 1810 Geborenen in den 30er Jahren, aber auch oftmals „wolkige“ Kommentare Wagners zu Beethovens Musik, u. a. zu „Eroica“ erörtert.

Im 2. Teil des Symposiums referierten Herr Dr. Frank Piontek zum Thema: „Richard Wagners Beethoven – Über einige Einflüsse Beethovens auf den Symphoniker, Klavierkomponisten, Musikdramatiger und Schriftsteller Richard Wagner“ sowie Frau Dr. phil. Sabine Sonntag zum Thema: „Eine fast widerwärtige Abschwächung des Dramas“ – Zwischen Abscheu und Heldenverehrung: Richard Wagner und
Beethovens Fidelio.
In dem Vortrag von Dr. Piontek wurde an mehreren, teils seltenen Musikbeispielen die Beziehungen Beethovens zu Wagner eindrucksvoll vorgestellt. Frau Dr. phil. Sonntag untersuchte in ihrem Vortrag Wagners Ressentiments gegenüber „Fidelio“ und zeichnete die wunderbare Verwandlung Wagners nach.

Allen Referenten und Künstlern wurde für ihre Vorträge mit viel Beifall gedankt.
Für alle auswärtigen Gäste, die über Nacht geblieben waren, fand am Sonntag noch eine Stadtführung auf den Spuren Richard Wagners und der Meistersinger statt. Es war somit insgesamt ein sehr schönes Geburtstagfest für Ludwig van Beethoven mit Richard Wagner.

Ich möchte mich deshalb noch einmal ganz herzlich bei den Organisatoren, insbesondere bei der Vorsitzenden des Richard-Wagner-Verbandes Nürnberg, Frau Agnes Simona Sires, und ihren fleißigen Mitarbeitern für die gelungene Veranstaltung mit viel neuen Erkenntnissen und Eindrücken zu Richard Wagner und Ludwig van Beethoven bedanken.

Text und Bilder: Wolfgang Storch