Richard-Wagner-Verband Leipzig stellte im Café Wagner sein Festprogramm zu den Opernfesttagen WAGNER 22 vor

Unter dem Motto „3 Wochen Unendlichkeit“ bringt die Oper Leipzig vom 19. Juni bis 14. Juli 2022 das gesamte Bühnenwerk Richard Wagners in der Geburtsstadt des Dichterkomponisten zur Aufführung. Um den Leipzigern und ihren Gästen aus aller Welt zusätzliches Vergnügen zu bereiten und den Opernbesuch zu vertiefen, hat der 1983 ins Leben gerufene Richard-Wagner-Verband Leipzig dazu mit viel Liebe und Herzblut ein Festprogramm aus Vorträgen, Lesungen, Ausstellungen, Ausflügen, Führungen und einer wissenschaftlichen Konferenz erarbeitet, wobei ihm kompetente Partner wie die Oper Leipzig, das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, das Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig und die Kulturstiftung Leipzig zur Seite standen. Am Dienstag, dem 3. Mai 2022, stellten Prof. Dr. Helmut Loos, Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig, und die Regisseurin und Buchautorin Jasmin Solfaghari das Festprogramm stilgerecht im Café Wagner am Richard-Wagner-Platz 1 vor.
Doch bevor die geistigen Genüsse thematisiert wurden, kam der Leipziger Bäcker- und Konditormeister Jürgen Kleinert zu Wort, der pünktlich zu den Opernfesttagen WAGNER 22 eine Wagner-Lerche mit Champagnergeschmack kreierte und etliche Kostproben dieses köstlichen Gebäcks kredenzte. Bekanntlich war Richard Wagner kulinarischen, auch süßen Genüssen gegenüber sehr aufgeschlossen und liebte es, sich während des Komponierens mit Champagner zu stimulieren.

Prof. Dr. Helmut Loos eröffnete die Veranstaltung mit einem Verweis auf den Meisterkurs des weltweit bekannten Wagner-Sängers Bernd Weikl vom 14. bis 19. Mai 2022 in der Alten Nikolaischule, mit dem er dankenswerterweise die Nachwuchsarbeit des Verbandes unterstützt.

Für den Leipziger Verband sei es ein wichtiges Anliegen, Richard Wagner in die Familie der Leipziger Musiker einzubeziehen, betonte Loos. Diesem Anliegen fühlen sich die Studierenden des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Leipzig verpflichtet, bereiten sie doch im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig die Sonderausstellung Hochzeitsmarsch und Rosenkrieg vor, die sich dem Verhältnis von Richard Wagner und Felix Mendelssohn Bartholdy widmet. Das Thema Mendelssohn und Wagner als zwei Leitfiguren der Leipziger Musikgeschichte beschäftigt auch die internationalen Teilnehmer der dreitägigen Wissenschaftlichen Konferenz im Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig.

Drei Vorträge in der Alten Nikolaischule wiederum gehen Richard Wagners Quellen auf den Grund.
Eine größere Rolle nehmen die Führungen auf Richard Wagners Spuren ein. So informieren die WAGNERWEGE an 26 ausgewählten Stationen u. a. über Richard Wagners Kindheit und Jugend, seine Familie, seine Lehrer, erste Kompositionen und Begegnungen mit Zeitgenossen und resümieren auch die Denkmalsprojekte der Stadt.

Die Studierenden der Musikwissenschaft werden sowohl die Führungen in ihrer Ausstellung, als auch in der Dauerausstellung Der junge Richard Wagner 1813 bis 1834 in der Alten Nikolaischule bestreiten.
Von besonderem Interesse dürfte für Besucher von Tristan und Isolde die szenische Lesung Lovestory ohne Happy End. Richard Wagner und Mathilde Wesendonck sein, zeigt sie doch, dass es sich trotz des Scheiterns um eine wahre Liebesbeziehung handelte und Richard Wagner Mathilde als echte Partnerin bei der Entstehung des Tristan wertschätzte.

Kulinarisches nach all den geistigen Genüssen bieten der Abschluss der Opernführung im Opern Café und ein Gala-Dinner für die Mitglieder der Wagner-Verbände in Auerbachs Keller.
Ausflüge nach Müglenz und Chemnitz sollen nicht nur die Reiselust befriedigen, sondern auch das Interesse an der Wagnerschen Familiengeschichte beflügeln – in Müglenz Richard Wagners Großvater väterlicherseits Gottlob Friedrich Wagner und in Chemnitz Schwester Clara Wolfram und ihr Mann Heinrich Wolfram, in deren Wohnung Richard Wagner im Mai 1849 nach der gescheiterten Revolution auf der Flucht aus Dresden vorübergehend untertauchen konnte.

Die Buchpräsentation Josef Angelo Neumann – Richard Wagners vergessener Prophet stellt einen verdienstvollen Mann vor, der den ersten Ring außerhalb Bayreuths in Leipzig wagte und die Tetralogie mit seinem Wagner-Theater in ganz Europa bekannt machte.

Highlight ist das Szenische Festkonzert Der Ring in 100 Minuten mit jungen Nachwuchskünstler:innen des Verbandes am 22. Juni 2022 im Goethe-Theater Bad Lauchstädt, wo Richard Wagner 1834 seine erste Stelle als Musikdirektor antrat und seine spätere Frau Minna Planer kennen und lieben lernte. Regisseurin und Buchautorin Jasmin Solfaghari widmet sich mit Leidenschaft und Begeisterung diesem Vorhaben einer Kurzfassung der Tetralogie. Erzähler LUNA vom Mond (Peter Puchniewitz) führt das Publikum durch die spannungsreiche Handlung, ein Kosmopolit, der größte Opernfan der Welt. Zwei koreanische Pianisten begleiten unter der Leitung von Justus Thorau die jungen Nachwuchskünstler:innen, Stipendiat:innen und Preisträger:innen seit 2008. Unser Dank gilt der Fa. Blüthner, die uns uneigennützig die beiden Flügel zur Verfügung stellt, die für das Festkonzert gebraucht werden. Natürlich gibt es einen Drachenkampf und die unvermeidlichen Rheintöchter. In Leipzig machte sich Jasmin Solfaghari bereits 2013 einen Namen, als sie an der Musikalischen Komödie mit großem Erfolg den „Ring für Kinder“ inszenierte.

Zum Abschluss unterstrich Prof. Dr. Helmut Loos nochmals die Bedeutung der Nachwuchsarbeit für den Richard-Wagner-Verband Leipzig, die auch für Jasmin Solfaghari eine wichtige Rolle spielt. Denkbar wären alljährliche Wagner-Tage mit den Stipendiat:innen und Partnern, „für die unser Programm 2022 quasi einen Versuchsballon darstellt“, sagte Loos.

Ursula Oehme

Fotos: Klaus-Michael Weinmann