Ausflug zu den lustigen Nibelungen in Radebeul-Landesbühnen Sachsen

Einen Jux hat sich der Richard-Wagner-Verband Leipzig gemacht und am 15. Mai 2022 einen Ausflug nach Radebeul zu „Die Lustigen Nibelungen“ von Oskar Straus unternommen. Zwar handelt es sich bei dieser burlesken Operette nicht um eine Parodie Wagners wie etwa Johann Nestroys „Die Tannhäuser“, denn sie hat musikalisch mit dem Meister von Bayreuth überhaupt nichts zu tun, aber sie stellt natürlich eine Auseinandersetzung mit dem von Wagner so prominent besetzten Sujet der Nibelungensage dar. Wagners Siegfried war ja im wilhelminischen Kaiserreich zu einer gesellschaftlich bedeutenden Identifikationsfigur aufgestiegen und verkörperte gewissermaßen das Ideal des modernen deutschen Mannes. Wenn Siegfried nun 1904 von Oskar Straus als Schaumweinfabrikant auf die Bühne gestellt wird, der mit dem schwächlichen Gunther verdrehte Ränke schmiedet, so hat dies seinerzeit höchst provokativ gewirkt und starken Protest, aber auch einen ungeheuren Publikumserfolg hervorgerufen. Der bissige Witz und die schmissige Operettenmusik zünden noch heute, zumal wenn sie von einem engagierten Ensemble in vorzüglicher Einstudierung vorgetragen werden. Vielleicht ist dies ja einer der Vorzüge kleiner Theater wie der Landebühnen Sachsen, dass alte Theatertraditionen wie die individuell sorgfältige Probenarbeit eines eingespielten Ensembles die Freude am Spiel über die Rampe zu bringen vermögen, ohne durch philosophisch verquaste Interpretationsansätze eine oft verfehlte Intellektualisierung zu versuchen. Dies macht die Attraktivität der Operette aus, Gesellschaftskritik leicht und witzig zu vermitteln, nicht mit moralisch drohend gehobenem Zeigefinger.

Den Ausflug vervollständigte ein Besuch im Karl-May-Museum Radebeul, das seit 1928 dem lange Zeit unterschätzten Schriftsteller Gerechtigkeit widerfahren lässt. Im ehemalige Wohnhaus von Karl May, der Villa „Shatterhand“, ist die gediegene Einrichtung zu bewundern, in der die abenteuerlichen Geschichte entstanden sind, im Blockhaus „Villa Bärenfett“ ist die Lebenswelt der Indianer kennenzulernen, wie sie wirklich gewesen ist. Ein Besuch, der sich lohnt.