Bericht zur Verbands-Reise nach Wien

„Wien aber, an einem schönen, hellen Sonntage zuerst wieder von mir gesehen, hat mich – ich gestehe es! – ganz bezaubert.“ schrieb Richard Wagner im Juli 1848 nach seiner Ankunft an Minna.

Und ähnlich ging es auch uns, als wir am Mittwoch, dem 27. April nach zweifacher Verschiebung aufgrund von Corona endlich mit dem Zug in Wien ankamen. Noch am Abend konnten wir auf einer exzellent geführten Stadtrundfahrt die ganze Pracht und Schönheit der wunderbaren Ring-Bauten genießen und einen ersten Eindruck gewinnen, was uns erwarten sollte in den kommenden Tagen. Beim gemeinsamen Abendessen im „Hotel Regina“ konnte nicht nur liebgewonnene und lang gemisste Freunde wieder begrüßt werden, sondern auch der ein oder andere neue Kontakt geknüpft werden – die folgenden Tage sollten ausreichend Möglichkeit zur gemeinsamen Zeit bieten.

Der Donnerstag begann mit einer Stadtrundführung, bei der der lokale Reiseführer Dr. Alexander Stollhof fabelhaft die umfassende Geschichte der Stadt verknüpfen konnte und geradezu im Vorbeigehen über fast 1000 Jahre mitteleuropäische Geschichte referierte, um dabei immer wieder an Kultur und Politik der Gegenwart anzuknüpfen. Der Reiseleiter unserer Gruppe, Benedikt Zimmermann, streute in gewohnter Art die ein oder andere Wagner-Anekdote ein, war Richard doch mehrfach und ausgiebig in Wien gewesen seinerseits. Nachdem auch die Hofburg besichtigt wurde war der Nachmittag zur freien Verfügung, wobei in einer solch großartigen Stadt der schöne Zeitvertreib nun ehrlich keine größere Herausforderung darstellt. Abends wurde der Tag mit einem Konzert im Goldenen Saal des Musikvereins gekrönt, bei welchem Werke von Rachmaninow erklungen.

Am Freitag durften wir uns auf den uns bereits bekannten Reiseführer freuen, der uns über den Wiener Zentralfriedhof und zu den Gräbern von Größen aus Kultur, Politik und Wissenschaft ganzer Jahrhunderte führte. Bei allem konnten wir uns eines wunderbaren Wetters freuen, was in den kommenden Tagen anhalten sollte. Am Nachmittag konnten nach Wahl und Wunsch diverse Museen, der Prater oder einfach nur die Innenstadt besucht werden. Abends fanden sich Mitglieder unserer Reisegruppe sowohl außerhalb der Stadt in den Heurigen wieder, als auch im Burgtheater in Euripides‘ „Die Troierinnen“.

Am Samstag konnte, den Vorschlägen des Reiseleiters folgend, unter anderem das Obere Belvedere, die Albertina oder das Museum Ludwig besucht werden, wobei am Abend ein erster Höhepunkt auf uns warten sollte: Festkonzert und Gala-Dinner im „Hotel Imperial“, das seinem Namen alle Ehre macht. Auch Wagner war es gerade gut genug, um 1875 dort zwei Monate abzusteigen. Unsere Freunde des Wagner-Verbandes Wien unter ihrer Vorsitzenden Liane Beermann hatte uns und der zeitgleich reisenden Gruppe des Wagner-Verbands Frankfurt unter Leitung ihres Vorsitzenden Dirk Jenders ein grandioses Konzert mit ihrem Stipendiaten bereiten, geleitet von Daniel Strahilevitz. Die jungen Talente überzeugten durch ein intellektuell und künstlerisch ausgezeichnetes Konzert und das anschließende Dreigänge-Menü war exquisit. Es war eine hervorragende Gelegenheit auch die an den Tischen versammelten Mitglieder unseres Schwester-Verbandes (wieder)-kennenzulernen und unsere Verbände auch auf dieser Ebene zusammenzubringen. Der ein oder andere war auch anschließen in der Hotelbar des Imperials anzutreffen.

Der Sonntagmorgen wurde genutzt, um das Kunsthistorische Museum zu besuchen, Herrn Dr. Stollhof bereitet uns das letzte Mal die Freude seiner fachkundigen Führung. Nach einem gemeinsamen Mittagessen trafen wir uns gegen frühen Abend, um die Reise mit einem Besuch in der Staatsoper abzuschließen. Nichts Geringeres als „Tristan und Isolde“ unter Leitung von Philippe Jordan, in Inszenierung von Calixto Bieito mit Andreas Schager als Tristan sollte es sein. Die Inszenierung hatte im Umgang mit teils interpretierbaren Symbolen unter Umständen tiefen intellektuellen Gehalt, aber wie üblich, nicht viel mit Wagners Ansinnen zu tun. Das Orchester war auf Weltniveau.

Als wir uns am Montag auf der Rückreise befanden, klang diese Stadt wie ein strahlendes C-Dur nach. Wagner hatte recht: Wien hat mich (wieder!) ganz bezaubert.