Geschäftsstelle: Kickerlingsberg 6,
04105 Leipzig, Telefon: 0341 3086 8933
Mo - Mi, Fr: 10 bis 12 Uhr und
13 bis 16 Uhr, Do: 13 bis 18 Uhr
gs@wagner-verband-leipzig.de
IBAN DE22 8605 5592 1180 1145 20
Wagner aus der Sicht eines Kritikers
Vortrag von Peter Korfmacher, Leipzig
In der gut gefüllten Richard-Wagner-Aula der Alten Nikolaischule sprach am 14. Dezember 2022 der allen Anwesenden bestens bekannte Leiter des LVZ-Kulturressorts. Mit seinen lebendigen, oft auch polarisierenden Kritiken und Glossen, natürlich nicht nur zu Wagners Opern, sorgt Korfmacher bereits seit 1996 für Gesprächsstoff in Leipzigs Kulturszene. Regelmäßig liest man seine Rezensionen in der LVZ; wie spannend, ihn einmal persönlich als Referenten zu erleben. Gleich zu Beginn wurde von ihm konstatiert, dass Leipzig seit „Wagner 2022“ endlich seinen Platz als überregional führender Wagner-Spielort eingenommen hätte. Doch dahin führte ein langer Weg, den Korfmacher mit vielen eigenen Rückblenden zu skizzieren vermochte. Den fast schon legendären „Ring“ des Joachim Herz konnte er nicht selbst erleben, hörte aber immer wieder Lobeshymnen, so auch früher von Werner Wolf. Seit der Wende hätte es einzelne gute Inszenierungen wie Parsifal oder Lohengrin (2006) gegeben. Manches geriet aus Korfmachers Sicht eher mittelmäßig, einiges schlecht wie der skandalöse „Fliegende Holländer“ von 2008. Doch der große Wurf hin zur Wagner-Stadt gelang bis dato keinem Intendanten, von Zimmermann über Maier bis von Maravić. Ulf Schirmers Verdienste waren daher kaum genug zu loben. Prof. Helmut Loos hob in diesem Zusammenhang hervor, dass Schirmer kürzlich Ehrenmitglied unseres Verbandes geworden ist, aus bestem Grunde.
Sein persönliches Erweckungserlebnis hinsichtlich Wagners Schaffen hatte Korfmacher mit 21 Jahren, am 25.9.1988, mit der Meistersinger-Premiere anlässlich der Eröffnung des Opernhauses in Essen. Danach trübte sich das Bild durch viele mittelmäßige bis schlechte Aufführungen in ländlichen Regionen, die der noch junge Kritiker damals zu besprechen hatte. Inzwischen ist er wieder ganz bei den Wagnerianern, er favorisiert überhaupt die Musik des 19. Jh.: „Die Romantik ist meine Musik, heute noch“.
Das Publikum dankte mit viel Applaus und einigen Fragen. Alle waren sich einig, dass es auch nach „Wagner 22“ unbedingt weitergehen müsse mit Leipzig als Wagner-Spielstätte per excellence.
Birgit Heise