Buchmesse-Nachlese

„Wahn, Wahn, überall Wahn …“. Hommage an den „Jahrhundert-Sachs“ Bernd Weikl zum 80. Geburtstag

Der Erfolg und der Nachhall der Leipziger Buchmesse 2023 sind ungewöhnlich intensiv – diese Resonanz beruht nicht nur auf dem insgesamt glänzenden Überwinden ihrer dreijährigen Abstinenz, sondern ebenso auf dem fulminanten Begleitprogramm, dessen maßgeblich österreichische Prägung ungewöhnlich hohes Lob erfuhr.

Und so ist es eine hervorhebenswerte Konstellation, dass der Richard-Wagner-Verband Leipzig in Kooperation mit dem Leipziger Universitätsverlag zu einem Buchmesse-Abend in die noble Wagner-Nietzsche Villa in Plagwitz einladen konnte, der sich dem gleichermaßen Wien und Leipzig eng verbundenen Kammersänger Bernd Weikl widmete. Ihm, dem Ehrenmitglied des Leipziger Verbandes, war zum 80. Geburtstag eine Festschrift gewidmet worden, deren coronabedingt nachholende Präsentation dieser Veranstaltung den Rahmen verlieh.

Eingestimmt durch eine wahrhaft historische Aufnahme – Bernd Weikl sang zum Vereinigungskonzert am 2. Oktober 1990 im Berliner Schauspielhaus für die Bundesrepublik den Part O Freunde, nicht diese Töne aus der Neunten Sinfonie von Beethoven – führte Carolin Masur souverän durch ein ambitioniertes Programm, in dessen Verlauf musikalische Kostbarkeiten und gehaltvolle Wortbeiträge einander abwechselten. Etwa vermochte Musikdirektor Roland Seiffarth mit launigen Erinnerungen an Begegnungen mit dem Jubilar als einem in vielerlei Hinsicht Ausnahmekünstler markante Akzente zu setzen, Thomas Krakow berichtete zum Stand der in naher Zukunft zu erwartenden Ausstellung zu Stationen des Weges des „Jahrhundert-Sachs“. Gerald Diesener resümierte die Entstehungsgeschichte des Buches, das an diesem Abend im Zentrum stand, und würdigte dabei insbesondere Christiane Meines Initiative zum Gelingen der seit Erscheinen allerorten vor allem hochgelobten Festschrift.

Mit herausragendem Spiel am Flügel beschenkte Rolf-Dieter Arens das Publikum – die vollendete Interpretation der Wagnerschen „Sonate aus dem Albumblatt für Mathilde Wesendonck“ quittierten die Zuhörer mit langem Beifall.
Als weiterer Höhepunkt darf gelten, dass Sibylle Kuhne dafür gewonnen werden konnte, dem Publikum ausgewählte Glückwünsche für Bernd Weikl vorzutragen. Ihr erstrangiges Vermögen, hinter dem geschriebenen Wort verborgene Empfindungen und Gefühle hör- und verstehbar zu machen, verliehen den Gratulationen eine weitere unvergleichliche Note – hierzu entstand zudem eine CD, die künftighin das gedruckte Werk noch ergänzen kann – und fesselten das Publikum im bis auf den letzten Platz gefüllten Raum.

Überaus dankbar und inspiriert zugleich applaudierten die Gäste dieses Abends allen Organisatoren und Akteuren und waren sich beim anschließenden Sektempfang am Büchertisch einig, Zeuge eines ganz erlesenen Abends gewesen zu sein, der noch lange nachklingen wird.

Christiane Meine / Gerald Diesener