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Unsere Daueraufgabe: Richard Wagner und die Juden
Satzungsgemäß stellt sich unser Verband immer wieder der kritischen Auseinandersetzung mit der antisemitischen Haltung Richard Wagners, einer stets herausfordernden Daueraufgabe. Unsere neue Vortragsreihe haben wir mit einem Beitrag des führenden Fachmanns dieser Thematik eröffnet, Jascha Nemtsov, Professor für Geschichte der jüdischen Musik an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Geboren 1963 im sibirischen Magadan erhielt er eine pianistische Ausbildung in St. Petersburg an der Spezialmusikschule und setzte sie am dortigen Staatlichen Konservatorium bis zum Konzertexamen fort; beides schloss er mit Auszeichnung ab. 1992 kam er in die Bundesrepublik Deutschland, wandte sich der Musikwissenschaft zu, promovierte 2004 und habilitierte sich 2007 an der Universität Potsdam mit einer Arbeit über „Der Zionismus in der Musik. Jüdische Musik und nationale Idee“. Im Rahmen seiner jüdischen Forschungen hat sich Jascha Nemtsov immer auch mit Richard Wagner und seinem Erbe auseinandergesetzt, publicityträchtig hat er im vergangenen Jahr eine Kontroverse mit Christian Thielemann geführt, als er forderte, Bayreuth müsse „entwagnert“ und Opern von Giacomo Meyerbeer müssten im Festspielhaus aufgeführt werden.
So durfte sein Vortrag mit Spannung erwartet werden, wie er das Thema darstellen und aus seiner Perspektive einschätzen würde. Nemtsov begann mit dem Hinweis auf den unlöslichen Zusammenhang von Person und Werk Wagners sowie sein Sendungsbewusstsein, mit dem er musikalisch stets eine Botschaft zu übermitteln hatte. Bereits als junger Revolutionär offenbarte er eine Radikalität des Denkens, die sich auch in den bekannten antisemitischen Ausfällen äußerte, die Nemtsov als „Alltagsantisemitismus“ klassifizierte. Nun verfolgte Nemtsov die Entwicklung des Wagnerschen Antisemitismus weiter, der sich keineswegs relativierte, wie oft behauptet wird, sondern eine neue Ebene erklomm und sich zu einem apokalyptischen „Erlösungsantisemitismus“ steigerte. Dies blieb nicht unwidersprochen. Eine ernsthafte Diskussion mit kompetenten Beiträgen von Verbandsmitgliedern schloss die Veranstaltung nachdenklich ab.