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Hans von Bülow zum 130. Todestag
Wir kennen aus der Literatur Hans von Bülow (*08.01.1830 Dresden; † 12.02.1894 Kairo) als ersten Ehemann von Richard Wagners zweiter Frau Cosima. Mit Leipzig verbunden war er über seine Mutter Franziska – sie war die jüngere Schwester der Ehefrau des Leipziger Bankiers Christian Gottlob Frege. Bülow kam gern in den Schulferien zwischen 1840 bis 1845 hierher und wohnte bei ihnen während seines kurzen Jurastudiums an der Universität Leipzig von Mai 1848 bis Herbst 1849.
Bülow wird Wagner-Verehrer
Ein Kennenlernen der Oper „Rienzi“ 1842 in Dresden hinterließ bei Bülow einen tiefen Eindruck und machte ihn zum Wagner-Verehrer. Am 5. April 1846 dirigierte Richard Wagner Beethovens Neunte Symphonie im Alten Opernhaus am Zwinger mit großem Erfolg. Unter den Zuhörern war auch der 16-jährige Hans von Bülow, den es nun drängte, Wagner auch persönlich kennen zu lernen.
Und als Hans wegen einer Versetzung seines Vaters wenig später nach Stuttgart Abschied nehmen musste, schrieb Richard Wagner seinem jungen Verehrer in ein Album: „Glimmt für die Kunst in Ihnen eine echte, reine Glut, so wird die schöne Flamme Ihnen einst entbrennen. Das Wissen aber ist es, was diese Glut zur kräftigsten Flamme nährt und läutert.“
Bülow lernt Cosima v. Bülow kennen
Am 5. September 1857 fand ein einmaliges und kurioses Treffen im Gartenhaus der Wesendoncks statt. Das Ehepaar von Bülow war auf Hochzeitsreise in Zürich und stattete Wagner einen Besuch in seinem „Asyl“ ab. Bei diesem Besuch kamen auch, und zwar ein einziges Mal überhaupt, die drei wichtigsten Frauen im Leben Wagners gemeinsam an einer Tafelrunde zusammen: Minna, Mathilde Wesendonck, und Cosima von Bülow. Vom ersten Augenblick, da sie ihn sah, war Cosima – wenn man ihren eigenen Bekundungen Glauben schenkt – von Richard, obwohl äußerlich nicht gerade ein attraktiver Mann, gebannt. Bei ihrem ersten Kennenlernen war Richard jedoch noch mehr an Mathilde interessiert.
Cosima besiegelt Bund mit Wagner
1864, im Juni, meldeten sich Bülow und seine Frau Cosima zu einem Besuch bei Richard Wagner an. Bülows Kommen verzögerte sich aber. Er schickte am 29. Juni seine Frau mit der dreieinhalbjährigen Daniela und der 15 Monate alten Blandina voraus. Cosima erkannte die Gunst der Stunde und war entschlossen. In dieser einen Woche im Haus Pellet am Starnberger See besiegelte sie endgültig den Bund mit Wagner. Hans von Bülow traf am 7. Juli ein, mit zerrütteten Nerven, an einem rheumatischen Fieber leidend. – Am Tag der ersten Orchesterprobe (10. April 1865) für die Uraufführung des „Tristan“ – Hans von Bülow war dem Orchester als sein neuer Kapellmeister vorgestellt worden – wurde Isolde, Cosimas und Richard Wagners erstes Kind, geboren. Bülow wusste nicht oder gab vor nicht zu wissen, dass das Kind ihm untergeschoben wurde, und hielt an seiner Legitimierung zeitlebens fest. Der 51-jährige Wagner wiederum hatte nun endlich ein lange ersehntes Kind, durfte sich aber nicht zu ihm bekennen.
„Hans von Bülow in seinen Briefen“
Ein Buch mit diesem Titel erschien 1919 im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel, herausgegeben von Bülows zweiter Gattin Marie (1857-1941). Der Musikreferent der „Leipziger Neuesten Nachrichten“ Adolf Aber würdigt diese lesenswerte „Volksausgabe“ im genannten Blatt v. 12. August 1919.
Peter Uhrbach