Junge Künstler nehmen Kurs auf Bayreuth

Bereits zum vierten Mal veranstalten der Richard-Wagner-Verband Leipzig und die Oper Leipzig in diesem Jahr gemeinsam den Internationalen Wettbewerb um Bayreuth-Stipendium und Richard-Wagner-Nachwuchspreis Leipzig. Was lag also näher, als das Projekt in einem ersten Pressegespräch am 7. Januar 2025 im Wagnerfoyer des Opernhauses vorzustellen? Pressesprecherin Gudula Kienemund hatte alles wunderbar vorbereitet, der Hausherr, Intendant Tobias Wolff, der auch erstmals der Jury angehört, begrüßte die Anwesenden herzlich. Ihm schloss sich der Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig, Prof. Dr. Helmut Loos, mit ebenso herzlichen Begrüßungsworten an.
Zur Einstimmung brachte Merit Nath-Göbl, Bayreuth-Stipendiatin und Gewinnerin des Richard-Wagner-Nachwuchspreises 2023, die Arie „Du bist der Lenz“ aus der „Walküre“ zu Gehör, begleitet am Flügel von Younghwi Ko, Bayreuth-Stipendiatin 2023 aus Minden. „Wunderbar, wie sich die Stipendiaten entwickeln“, freute sich Loos, und betonte, wie sehr dem Wagner-Verband die Nachwuchsarbeit am Herzen liegt. Die Karrieren seiner Stipendiaten verfolgt der Verband mit großem Interesse. Anschließend verwies Loos auf die breitgefächerte Resonanz der weltweit wahrgenommenen Ausschreibung, die verdeutlicht, wie begehrt Bayreuth-Stipendium und Richard-Wagner-Nachwuchspreis bei jungen Künstlern im Alter von 19 bis 31 Jahren sind: „Insgesamt gingen 83 Bewerbungen aus 24 Ländern ein, unter ihnen 72 Sängerinnen und Sänger, 8 Dirigenten/Korrepetitoren und 3 Instrumentalisten – Violine, Althorn und Saxophon.“ Anhand von Hörbeispielen und Videos wählte die Jury 16 für das Finale des Wettbewerbs aus, das am 16. und 17. Januar 2025 von 10 bis 13 Uhr im Konzertfoyer des Opernhauses öffentlich vor Jury und Publikum stattfindet. Die Finalisten stammen aus Südkorea, Rumänien, China, Lettland, Finnland und Deutschland. Die drei Besten erhalten jeweils ein Bayreuth-Stipendium und einen Richard-Wagner-Nachwuchspreis, der mit 2 000 € (1. Preis), 1 000 € (2. Preis) und 800 € (3. Preis) dotiert ist. Am 13. Februar 2025, dem 142. Todestag Richard Wagners, findet um 18 Uhr das Preisträgerkonzert im Konzertfoyer des Opernhauses statt. Der Eintritt beträgt 10 €, für Verbandsmitglieder 5 €.
Den Abschluss und Höhepunkt des Internationalen Wettbewerbs bildet die Stipendienwoche der Richard-Wagner-Stiftung in Bayreuth. Hier absolvieren die jungen Künstlerinnen und Künstler ein anspruchsvolles Programm, vom Empfang des Oberbürgermeisters über eine informative Stadtführung, den Besuch des Richard-Wagner-, Franz Liszt- und Jean-Paul-Museums, des Festspielhauses mit dem mystischen Orchestergraben bis zum Besuch von drei Opern Richard Wagners. Vor dem Wagner-Denkmal erhalten sie vom Verbandsvorsitzenden Prof. Dr. Helmut Loos und den Stipendiatenbeauftragten des Verbandes Klaus-Michael Weinmann und Torsten Reh ihre Urkunden.

In diesem Jahr steht erstmals die Professorin für Gesang an der Hochschule für Musik Karlsruhe Christiane Libor an der Spitze der sechsköpfigen Jury, die das Publikum der Oper Leipzig schon als Ada in Wagners „Feen“ und den drei Brünnhilde-Partien im „Ring des Nibelungen“ faszinierte. Die Jury ist neben Intendant Tobias Wolff weiterhin hochkarätig besetzt mit Prof. Rolf-Dieter Arens, Konzertpianist und Präsident der Kulturstiftung Leipzig, Peter Korfmacher, Ressortleiter Kultur der „Leipziger Volkszeitung“, Carolin Masur, Sängerin und Vorstandsmitglied des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig, und Prof. Berthold Schmid, Sänger und Dozent an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.

Jury-Vorsitzende Prof. Christiane Libor, die extra aus Karlsruhe angereist war, lobte besonders das hohe Niveau der eingereichten Bewerbungen. „Es wird der Jury schwerfallen, unter den Finalisten die drei Besten zu küren“, unterstrich sie. „Der Wettbewerb ist eine unglaubliche Chance für junge Sänger.“ Dass sich unter den Finalisten drei junge Künstler der Leipziger Musikhochschule befänden, sei insofern erstaunlich, als dass die Nachwuchsförderung in Deutschland entwicklungsbedürftig sei und dem Musikunterricht von der Kulturpolitik mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse. „Die große Angst mancher Sänger vor Richard Wagner ist unbegründet“, meinte Christiane Libor, „wenn man klug vorgeht, die Stimme nicht überfordert und sich langsam heranarbeitet.“ Dafür ist die große Wagner-Sängerin ein leuchtendes Beispiel. Wagnerianer und Musikfreunde dürfte besonders freuen, dass Christiane Libor in der nächsten Spielzeit der Oper wieder als Brünnhilde in der „Götterdämmerung“ zu erleben sein wird.

Ursula Oehme

 Fotos: Carolin Masur, Ursula Oehme, Oper Leipzig