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Impressionen von der Wagner-Festwoche Leipzig – Teil 2
„Herr, oh der Große und Allmächtige, beschütze unsere geliebte Ukraine“
Einen reich bebilderten Vortrag zum Thema „Die Anfänge der Richard-Wagner-Rezeption im östlichen Europa und ihr Zusammenhang mit den musikalischen Nationalbewegungen am Beispiel der Ukraine“ hielt unser Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Helmut Loos im Rahmen der Wagner-Festwoche am 19. Mai 2025 in der Grieg-Begegnungsstätte, der ihm eigenen Worten zufolge sehr am Herzen lag. Doch bevor er sich seinem Hauptanliegen zuwandte, führte sein historischer Rückblick ins östliche Europa bis zu den Römern ins 4. Jahrhundert. Das Alte Reich, ab dem 10. Jahrhundert als Heiliges Römisches Reich, seit dem späten 15. und 16. Jahrhundert auch als Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation bezeichnet, dehnte sich mehr und mehr nach Osten aus. Anhand verschiedener Beispiele führte Loos in Wort und Bild das reiche Musikleben und dessen Einfluss auf das Nationalbewusstsein der Bevölkerung Osteuropas im 19. Jahrhundert vor Augen, das in der Errichtung von Theaterbauten und Opernaufführungen von Rang seinen Ausdruck fand.
Beginnend bei „Böhmen – Prag“, ging er ausführlicher auf das 1783 errichtete Ständetheater, ab 1881/83 Tschechisches Nationaltheater, das 1888 eröffnete neue Deutsche Theater in Prag mit über 600 Wagner-Aufführungen ein und erwähnte auch den Vorwurf der „Verwagnerung“ der tschechischen Musik durch Smetana, den späteren Nationalkomponisten.
Beim Beispiel „Polen – Warschau – Lviv/Lemberg“ widmete sich Loos zunächst den drei Teilungen Polens im 18. Jahrhundert und der Aufteilung nach dem Wiener Kongress, bevor er sich der Errichtung des Großen Theaters von 1825 bis 1833 in Warschau und den Aufführungen von Wagners Werken, auch in Lemberg, zuwandte, wobei er auch die polnische Nationaloper „Halka“ von Moniuszko thematisierte.
Anhand des dritten Beispiels „Ukraine – Kiew“ war Loos vor allem die ukrainische Nationalbewegung in der Musik wichtig, die die ukrainische Nationalbewegung um einen eigenen Staat begleitete, nachdem er auf einen später abgebrannten ersten Theaterbau in Kiew 1856 und das neue, von 1898 bis 1901 errichtete Stadttheater eingegangen war. In diesem Zusammenhang spielte der ukrainische Nationalkomponist Mykola Lysenko eine herausragende Rolle. Als Vorbild für den ukrainischen Staat galt der legendäre Sänger Wernyhora. Der ukrainische Nationaldichter Taras Schewtschenko verfasste 1840 den berühmten Gedichtzyklus über den blinden Sänger „Kobsar“ in Anlehnung an Homer und Ossian, den Lysenko vertonte. 1880 komponierte Lysenko die Oper „Taras Bulba“ nach der Novelle von Michail Gogol, die in der Ukraine spielt. Das berührende „Gebet für die Ukraine“, verfasst 1885 von Oleksandr Konyskij, in Musik gesetzt von Lysenko, das mit den Worten „Herr, oh der Große und Allmächtige, Beschütze unsere geliebte Ukraine“ beginnt, bildete den Abschluss des hochspannenden Vortrags.
Ursula Oehme












