Impressionen von der Wagner-Festwoche Leipzig – Teil 4

Happy Birthday, Richard!

Die Kaffeetafel

Die Befürchtungen der Verbandsmitglieder, Musik, Kaffee und Kuchen wie im vorigen Jahr geschützt im Durchgang zum Café Wagner vor dem strömenden Regen genießen zu müssen, erfüllten sich glücklicherweise nicht. Denn pünktlich um 14 Uhr kam die Sonne heraus, und Verbandsvorsitzender Prof. Dr. Helmut Loos konnte seine Begrüßungsworte an der Gedenktafel am ehemaligen Geburtshaus Richard Wagners am Brühl ohne Schirm an die zahlreich erschienenen Gratulanten richten, die gekommen waren, um den 212. Geburtstag des verehrten Komponisten zu begehen. Leider fehlte berufsbedingt das Duo Minerva aus Wien, um uns wie 2024 mit seinem einzigartigen Programm zu erfreuen: Johanna Gossner, Klarinette, Bayreuth-Stipendiatin und Richard-Wagner-Nachwuchspreisträgerin 2023, sowie Damian Keller, Akkordeon. Die Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ entsandte mit dem Bläser-Quintett aus Christian Clemen, Michael Kuhlmann, Jakob Landgraf, Simeon Strauß und Dora Hinke einen gleichwertigen Ersatz. Noch an der Gedenktafel intonierten die jungen Musiker die Ouvertüre zur „Wassermusik“ von Händel und den Pilgerchor aus Wagners „Tannhäuser“. Mit Bizets Toreador Song aus „Carmen“, Hazells Hallejulah-Drive und einem ABBA-Medley sorgten sie anschließend zur Kaffeetafel auf dem Richard-Wagner-Platz für Stimmung. Als fleißige Kuchenbäckerinnen hatten sich wieder Ingeborg Marschall, Ursula Hartmann, Margarete Storch, Iris Hauer und Susanne Claus betätigt. Verschiedene Sorten Kuchen und Torte erfreuten sich ebenso regen Zuspruchs wie die nach Champagner schmeckenden Wagner-Lerchen von Bäckermeister Kleinert. Den von ihr gesponserten Kaffee schenkte Celina Kutylo, Chefin des Cafés Wagner, selbst mit aus. Die bekannten und unbekannten Wagner-Zitate hatte Steffi Martin dem besonderen Anlass entsprechend an Rosen befestigt und erntete damit von den Beschenkten viel Lob. Dank der vorbildlichen Organisation von Josef Hauer und Uwe Ebert waren Verbandsmitglieder und Gäste überaus zufrieden mit der Geburtstagsfeier für Richard, denn es klappte alles wie immer am Schnürchen. Die Bierzeltgarnitur wurde dankenswerterweise von der BSV AOK Leipzig e. V. zur Verfügung gestellt, die Bänke transportierte Ariane Striewe.

Ursula Oehme

 Fotos: Michael Ranft

Das Festkonzert

„Sagenhaft – inspiriert – unheilvoll – überwältigend“, unter diesem Motto stand das Festkonzert zum 212. Geburtstag von Richard Wagner im Paulinum der Universität Leipzig am Abend des 22. Mai 2025. Das Orchester der Leipziger Romantik, der Universitätschor, Solistinnen und Solisten (unter ihnen ehemalige Bayreuth-Stipendiaten und Gewinner des Richard-Wagner-Nachwuchspreises des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig) unter Leitung von Universitätsmusikdirektor David Timm begeisterten das Publikum durch hohe Qualität und Intensität ihrer Leistungen.
Nach der herzlichen Begrüßung durch David Timm begann das Konzert mit der Ouvertüre der Oper „Der fliegende Holländer“. Das Lied des Steuermanns „Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer“ wurde von dem amerikanischen Tenor Samuel Robertson eindrucksvoll vorgetragen. Der Bariton Tobias Berndt als Daland deutete im Dialog mit dem Holländer auf die Handlung des Gesamtwerks hin. Seine ausdrucksvolle Stimme in der Arie „Mögst du mein Kind“ ließ die Tragik des Kommenden bereits erahnen. Rezitativ und Arie des Holländers „Die Frist ist um“ wurden von Frieder Flesch sehr beeindruckend und gefühlsbetont dargeboten. Das Lied der Matrosen „Südwind“ wurde mit lebhaftem Beifall vom Publikum bedacht. Auch die Arie der Mary, Sentas Amme, gesungen von Marie Henriette Reinhold, sowie das Lied der Senta, dargeboten von Merit Nath-Göbl, verfehlten ihre Wirkung nicht.
Nach der ersten Pause erklangen die Ouvertüre zur Oper „Lohengrin“, das Vorspiel zum dritten Aufzug und das Brautlied „Treulich geführt“, die ebenfalls für lebhaften Beifall sorgten. Aus der Oper „Tannhäuser“ (Pariser Fassung von 1861) erfreuten Ouvertüre und Bacchanal sowie der Gesang der Sirenen „Naht euch dem Strande“ das Publikum.
Als Besonderheit des Konzerts wurde nach der zweiten Pause gezeigt, wie Wagner Themen und Motive anderer Komponisten verwendete. In diesem Sinne erklang Johann Sebastian Bachs Fuge C-Dur BWV 547, von David Timm arrangiert für Orchester. Aus den „Meistersingern“ bot das Orchester Leipziger Romantik das Vorspiel, das Richard Wagner 1862 in einem Benefizkonzert im Gewandhaus selbst dirigiert hatte, und den Choral „Da zu dir der Heiland kam“ aus der ersten Szene des ersten Aufzugs. In der zweiten Szene konnte Theo Rohde sein Können als Walther von Stolzing demonstrieren, den David, Lehrbub von Hans Sachs (Samuel Robertson), in die Geheimnisse des Meistergesangs einweiht. Dem Vorspiel und der ersten Szene zum „Rheingold“ aus Wagners „Ring“-Tetralogie wurde Felix Mendelssohn Bartholdys Choralkantate Wo0 5 „Verleih uns Frieden gnädiglich“ vorangestellt. Das Publikum bedankte sich mit lebhaftem und anhaltendem Beifall bei Orchester, Chor, Solistinnen und Solisten und ganz besonders bei David Timm für den gelungenen Konzertabend.

Karlheinz Kislat