Richard Wagner, die Eidgenossen und wir

Zweite Reise des RWV Leipzig in die Schweiz, 2. bis 6. September 2019

Insgesamt 22 Mitglieder und Freunde unseres Verbands machten sich für fünf Tage auf, den Spuren Richards in der Schweiz zu folgen.

Auf dem Weg dorthin besuchten wir Hohenschwangau, die Kinderstube und Sommerfrische König Ludwigs II. und konnten verstehen, wie ein junger Thronfolger, der in einer so zauberhaften Umgebung groß wird, eine solche Sehnsucht nach der Atmosphäre in Richards Werken entwickelte.

Am nächsten Morgen begrüßten uns die Alpen mit bezaubernder Sicht und schönstem Sonnenschein auf dem Weg in die Schweiz.

In Zürich hieß uns Frau Hanke willkommen, eine exzellente Kennerin von Wagners Verhältnissen in der Schweiz. Bei der Führung durch die Villa Wesendonck konnte sie uns einen Eindruck vermitteln, wo Richard seine Asyl-Zeit verbrachte. Auch die von ihr abgehaltene Stadtführung durch Zürich brachte uns die Stadt näher. Ein Abendessen mit Vorstandsmitgliedern des Schweizer Richard-Wagner-Verbands unter Führung des Präsidenten Stefan Gallati rundete den Tag ab. Auch er vermochte, Bilder zu zeichnen und uns deutlich zu machen, welchen Eindruck und welche Spuren die Schweiz in dem deutschen Dichterkomponisten hinterlassen hat.

Bei bestem Wetter entführte uns Herr Gallati am nächsten Morgen in den Kurort Seelisberg, der zauberhaft auf einem Plateau fast 400 Meter über dem Vierwaldstätter See und der Rütli-Schwur-Wiese liegt und wo Wagner mit Minna einige Sommerwochen verbrachte. Durch die profunden Geschichtskenntnisse Herrn Gallatis konnten wir den Ort, wie auch das Erleben Richards dort besser einordnen. Der Fernblick auf die Berge, die Gipfel, die Hochebenen – Richard wusste wo’s schön ist.

Zurück in Luzern besuchten das Wohnhaus Wagners in Tribschen. Auch wer Bayreuth kennt, war von der Menge, der Liebe zum Detail und der Atmosphäre dieses Wagners-Orts ergriffen. Wir hatten Glück: aufgrund der Gastfreundschaft des Museums unter der Leitung von Frau Katja Fleischer wurde uns eigens eine Werkseinführung für Tristan und Isolde gehalten – im Wohnzimmer des Meisters. So gut vorbereitet erlebten wir die abendliche Aufführung des zweiten Akts von „Tristan und Isolde“ im Rahmen des Lucerne Festivals. Im warmen Abendlicht konnten wir von der Dachterrasse den Anblick der Stadt genießen. Die Leistung des Concertgebouw-Orchesters und der Solisten in der Intensität des Werkes beeindruckten und sorgten für reichlich Gesprächsstoff.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war am nächsten Morgen der Besuch auf dem Gut Mariafeld, wo Wagner im Kreis der Familie um Eliza Wille häufiger Gast war. Der Eindruck, der von einem solch prächtigen und bedeutungsvollen Haus ausgeht, bekam dadurch eine sehr intime Note, als dass die Räume von der Familie Wille weiterhin bewohnt werden. Unsere Dankbarkeit für diesen persönlichen Eindruck und die charmante Führung durch die familiär aus Leipzig und dem Baltikum stammende jetzige Hausherrin kann gar nicht genug gewürdigt werden.

Auf dem Rückweg nach Leipzig lernten wir dann Wolframs-Eschenbach kennen, den Geburtsort des Minnesängers. Auch hier war der Wagner-Bezug greifbar und abseits großer Touristen-Ströme stellt die Stadt ein Musterbeispiel spätmittelalterlicher Romantik dar.

Übervoll mit Eindrücken und Freude über die erlebte Zeit erreichten wir Leipzig und unser herzlicher Dank gilt nicht nur den Schweizer Wagner-Freunden und Herrn Krakow, der die Reise für uns plante und die Türen öffnete. Er gilt auch Herrn Peter Richter, unserem Busfahrer, für den diese Bezeichnung eine reine Untertreibung ist.

Benedikt Zimmermann