Alexander Ritter – Komponist zwischen Wagner und Strauss

Alexander Ritter (1833-1896) dürfte den wenigsten heute noch bekannt sein. Doch nach dem ausgezeichneten Vortrag von Michael Hofmeister aus München waren die Anwesenden umfassend im Bilde. Seltsam, dass Ritter so viele Beziehungen zu Wagner knüpfen durfte, ihn zeitlebens hoch verehrte und ihm doch stets merkwürdig fern blieb. Gebürtig aus Narva im heutigen Estland, verbrachte Ritter als Kind viel Zeit in Dresden. Er wurde ein Schulfreund von Hans von Bülow, begegnete F. Liszt und den Schumanns und erlebte die meisten Uraufführungen des Hofkapellmeisters Wagner live mit. Nach seinem Leipziger Geigen-Studium bei Ferdinand David heiratete er Wagners Nichte Franziska (1829-1895). Das Paar bekam vier Kinder. Doch ansonsten gestaltete sich ihr Leben problematisch. Der schwierige Musiker fasste nirgends richtig Fuß und zog immer wieder um, scheiterte als Orchestergeiger und Komponist. Im Alter von 50 Jahren holte ihn Hans von Bülow nach Meiningen und ermöglichte damit den ersehnten Umschwung für die ganze Familie, hin zu einem solideren Lebenswandel. Dadurch bekam Ritter auch in Bayreuth zu tun, allerdings erst 1882. Nach Wagners Tod wurde er zum Mentor von Richard Strauss, brachte ihm die Ideen des Meisters nahe.

Viel später dankte es ihm Strauss, indem er die beiden Opern Ritters in Weimar zur Aufführung brachte, mit mäßigem Erfolg. Es handelte sich um die märchenhaften Einakter Der faule Hans (1878) und Wem die Krone? (1889/90).

Der Referent konnte auf alle Fragen aus dem Publikum umfassend antworten, hatte er doch seine Dissertation jenem Musiker gewidmet und eine umfangreiche Monografie zu Ritter veröffentlicht. Auch spielte er mehrere seltene Aufnahmen mit Kompositionen Ritters vor, so dass die Zuhörer einen umfassenden Eindruck von der interessanten Persönlichkeit bekamen.

Birgit Heise

Fotos: Bettina Hutschek