Richard-Wagner-Festtage Leipzig 2018: Tagesausflug nach Merseburg

Als Fußnote trat Leipzig aus dem Dunkel der Geschichte, als der berühmte Thietmar von Merseburg im Jahre 1015 nicht nur die Grundsteinlegung zu seinem Bischofssitz und mächtigen Kaiserdom in der von ihm verfassten Chronik der Sachsen-Herrscher aus dem Hause der Ottonen verkündete, sondern im Dezember des Jahres dort auch noch den Tod des Bischofs von Meißen in der urbs lipsi beklagte, dem heutigen Leipzig. Das war damals slawisches Missionsgebiet und unterstand bis zur Reformation dem Bischof von Merseburg der bis dato auch Kanzler der 1409 gegründeten Leipziger Universität war. Dessen letzter bedeutender Vertreter war Thilo von Trotha, ein Renaissancefürst par Excellence, der dem Dom teilweise, vor allem aber dem Schloss im Wesentlichen das heutige Aussehen gab. Und dessen Missetat den Raben ins Wappen brachte, als ein Vertreter der Gattung ihm einen wertvollen Ring stahl und Thilo den dafür verdächtigten Diener hinrichten ließ. Seit der Aufdeckung des tatsächlichen Tathergangs büßen Exemplare der Schwarzvögel dauerhaft in einem Käfig auf dem Dom- und Schlossberg dafür. Diese und andere Geschichten erfuhren die Teilnehmer des Ausflugs während der Leipziger Wagner-Festtage bei kompetenten Führungen in Dom und Schloss und schönstem Kaiserwetter. Ebenso, wie der durch Wagners „Lohengrin“ in die Operngeschichte eingegangene König Heinrich noch vor seiner Wahl durch die Hochzeit mit Hatheburg, der Tochter des Grafen von Merseburg, 912 in den Besitz dieser strategisch wichtigen Pfalz mit Saaleübergang gelangte. Richard Wagner holte sich 1834 für sein Engagement in Bad Lauchstädt aus Merseburg Musikanten, um sein Magdeburger Orchester zu verstärken. Da war Merseburg bereits 19 Jahre preußisch, Sitz eines Regierungsbezirks in der preußischen Provinz Sachsen Ort des Parlaments, der Provinzialständeversammlung. Dessen letztes Gebäude, das prachtvolle Ständehaus am Schlossgarten, sahen die Leipziger Besucher zum Schluss und tauchten noch einmal tief in die deutsche Geschichte ein. Davor wurde das Mittagessen im „ben zi bena“ eingenommen, dessen Namen an die vorher gehörte Geschichte von den Merseburger Zaubersprüchen erinnerte. Großer Dank für die unkomplizierte Unterstützung gebüren dem Merseburger Kulturamtsleiter Michael George, Beate Tippelt von den Vereinigten Domstifternzu Merseburg, Naumburg und dem Kollegiatsstift Zeitz sowie Schloss-Museumsleiterin Dr. Karin Heise. Ein Ort, wo man immer wieder neu vom Mantel der Geschichte gestreift wird und an den man gern zurückkehrt.

– Thomas Krakow