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Zum Raum wird hier die Zeit …
Der Richard-Wagner-Verband Leipzig unterwegs zur Wartburg
Am 25. Mai 2019 zog es etwa 30 Mitglieder unseres Richard-Wagner-Verbandes nach Eisenach. Auf dem Programm stand neben dem Besuch des Reuter-Wagner-Museums der Besuch einer auszugsweisen Aufführung von Wagners Parsifal im Festsaal der Wartburg.
Der Name Reuter-Wagner-Museum lässt zunächst vermuten, dass beide Personen, nämlich Fritz Reuter und Richard Wagner, gemeinsam gewirkt haben. Beide waren in Eisenach. Beide haben im 19. Jahrhundert gelebt. Beide waren berühmte Künstler ihrer Zeit. Nachweislich getroffen haben sie einander jedoch nie. Dennoch verbindet Eisenach beide Personen: Fritz Reuter zog 1863 nach Eisenach und wohnte ab 1866 in einer Villa am Fuß der Wartburg, die er sich bauen ließ. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Luise wohnte er bis zu seinem Tod 1874 dort. Reuter kam als junger Mann mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. Während des Jurastudiums glänzte er mehr durch Anwesenheit in Wirtshäusern als im Hörsaal, weshalb er sein Studium nicht abgeschlossen hat. Wegen Hochverrats wurde Reuter 1836 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde in eine 30-jährige Gefängnisstrafe umgewandelt, von der er sieben Jahre absaß. Als Schriftsteller feierte Reuter bald große Erfolge.
Wagner sah 1842 auf der Durchreise von Paris die Wartburg zum ersten Mal. Er kam sieben Jahre später auf der Flucht aus Dresden kurz nach Eisenach zurück. Und auch ein dritter Besuch im Jahr 1862 blieb ihm nicht gut in Erinnerung: Wagner verpasste seinen Zug, sodass er unfreiwillig in Eisenach bleiben musste. 1877 war er zum letzten Mal mit Cosima und Sohn Siegfried in Eisenach und besuchte auch die Wartburg.
Im selben Haus ist die Oesterlein-Sammlung untergebracht. Nikolaus Johannes Oesterlein sammelte alles, was in irgendeiner Form mit Wagner zu tun hatte. Und alles bedeutet auch wirklich alles. Seine Sammlung wuchs schnell an, sodass er sich Ende des 19. Jahrhunderts zum Verkauf entschloss. Die Stadt Eisenach erwarb die Sammlung und machte sie in der Reuter-Villa der Öffentlichkeit zugänglich. Im Erdgeschoss der Villa ist sie heute zu sehen.
Den Höhepunkt der Fahrt nach Eisenach stellte der Besuch der Wartburg mit der Aufführung des Parsifal in Auszügen dar. Es erklang im Festsaal der Wartburg das Vorspiel zum 1. Akt, der kompletten 2. Akt (ohne die Blumenmädchen) und aus dem 3. Akt der Karfreitagszauber und Schlussszene. Begleitet wurden die Sänger von Felix Spreng am Klavier. Parsifal wurde von Zurab Zurabishvili gesungen, Kundry von Astrid Weber und Titurel sowie Amfortas von Andriy Maslakov. Der Festsaal überzeugt durch eine gute Akustik und bietet ein anderes Konzerterlebnis als im Konzertsaal. Seine Gestaltung – wenn auch nicht aus dem Mittelalter, sondern aus dem 19. Jahrhundert historisierend – gibt der Aufführung einen eigenen Charme, wohingegen ein Konzerthaus fast schon steril wirkt. Zu verdanken war dieses so besondere Konzerterlebnis dem Engagement von Hilde Lutz vom Wagner-Verband Augsburg und Andreas Volkert von der Wartburg-Stiftung.