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Alma Mahler-Werfel: empathievolle Muse oder Witwe im Wahn?
Es war der ganz persönliche Blick des Referenten Dr. Michael Märker auf eine der schillerndsten und berühmtesten Frauen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Geboren 1879 in Wien, aufgewachsen in einem künstlerischen und wohlhabenden Elternhaus, kam Alma Schindler schon als junge Dame in Kontakt zu bedeutenden Männern. Charme und Esprit der schönen und klugen Frau müssen außergewöhnlich gewesen sein. Nach oder während ihrer Ehen mit Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel verfielen ihr weitere Berühmtheiten wie Oskar Kokoschka, der sie als Geliebte und zugleich als Muse für künstlerische Arbeiten hoch verehrte.
Mit Wagners Musik kam Alma vermehrt um 1900 in Berührung; sie hörte seine Opern viele Male, auch am Klavier gespielt. Märker bot eine Reihe von überlieferten Aussagen, die ihren Enthusiasmus erahnen lassen: So wären Wagners Musik „wie eine Droge“, Tristan ihre liebste Oper, Siegfried „germanische Musik“. „Das ist das Leben!“ äußerte sie zur Götterdämmerung. Die zahlreich erschienenen Anwesenden hörten sodann zwei von Alma komponierte Lieder, ganz im Stile der späten Romantik, jedoch ohne originäre Merkmale. Bei der Diskussion kam die Frage auf, ob dies wohl auch an mangelnder Förderung gelegen haben könnte. So hatte Gustav Mahler ihr rigoros das Komponieren verboten; er verlangte bedingungslose Unterordnung.
Märker bot den atemlos lauschenden Zuhörern den aufregenden Werdegang einer bis heute bekannten Persönlichkeit bis zu ihrem Tod im Jahre 1964 in New York, sparte dabei die Problemkapitel nicht aus. Ihrem starken Antisemitismus blieb Alma trotz ihrer Ehen mit den Juden Mahler und Werfel treu. Sie sah es als ihre Aufgabe an, sie „vom Jüdischsein zu befreien“, sie „heller zu machen“.
Viel ist über Alma Mahler-Werfel bereits publiziert worden. Kein Wunder, dass sich eine angeregte Diskussion entspann. Zum rundum gelungenen Abend trug auch das Trompetenduo Augustin und Leopold Berndt bei, das mit Stücken von Telemann und Reskin reichen Beifall erntete.
Fotos: Helmut Loos