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Nietzsche–Lesung zur Leipziger Buchmesse 2019
Anlässlich der Leipziger Buchmesse lud der Richard-Wagner-Verband zu einer Veranstaltung ein, die sich schon durch ihr besonderes Ambiente auszeichnete. In der Karl-Heine-Straße empfingen die freundlichen Eigentümer der Wagner-Nietzsche-Villa am 21. März 2019 einen Interessentenkreis zur Lesung mit Ulf Heise, Autor der bereits im Jahr 2000 im Sax-Verlag Beucha erschienenen Monographie „Ei da ist ja auch Herr Nietzsche – Leipziger Werdejahre eines Philosophen“. Dafür stellte das Ehepaar Ralf und Iris Giesecke sein exklusives Musikzimmer mit Bechstein-Flügel, Stuckdecken und holzgeschnitzten Türen zur Verfügung, spendierte Getränke und gab bereitwillig Auskunft zu dem außergewöhnlichen Gebäude. Die beiden Musikschüler Sara Matteis (Trompete) und Philipp Petter (Klavier) erfreuten das Publikum mit ihrem Spiel. Vorstandsmitglied Winifred König bedankte sich in Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Thomas Krakow sehr herzlich bei den Gastgebern und den Akteuren.
Im Fokus der bis heute aktuellen Publikation steht die Leipziger Studentenzeit des hochbegabten Philosophen von 1865 bis 1869. Wenige Jahre, die Sprengkraft bargen. Denn hier entdeckte Nietzsche das Hauptwerk Arthur Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung“, das für ihn eine Schlüsselfunktion einnehmen sollte. Und hier traf er 1868 auf Richard Wagner, dessen „Walküre”-Partitur er bereits 1866 mit Interesse studiert hatte. Diese Begegnung schrieb Geschichte und sollte nicht folgenlos bleiben. Doch bevor sich die beiden Titanen in der Querstraße bei Familie Brockhaus erstmals begegneten, kam es zu Verwicklungen. Der fast mittellose Student konnte seine Schneiderrechnung nicht sofort begleichen und musste zu seiner Verzweiflung mit abgetragener Garderobe bei dem verehrten Meister vorsprechen. Dieses Missgeschick tat der Begegnung jedoch keinen Abbruch. Auch Wagner stand den Ideen Schopenhauers nahe, und so fand man sogleich eine Basis für intensive und innige Gespräche. „Mit ganz unbeschreiblicher Wärme“ redeten sie über dieses Thema, und „Wagner beteuerte, was er Schopenhauer verdanke, wie er der einzige Philosoph sei, der das Wesen der Musik erkannt habe“. Als Nietzsche kurz darauf als jüngster Professor – mit 24 Jahren! – nach Basel berufen wurde, äußerte er sich in einem Brief froh darüber, dass er nunmehr näher zu dem in Tribschen weilenden Richard Wagner käme … Aber das ist ein neues Kapitel der Geschichte.
bh
Foto: Volkmar Heinz