Stimmige Tristan-Inszenierung / Oper Leipzig 5.10.2019

Mit großer Spannung war die Aufführung von “Tristan und Isolde” in der Oper Leipzig erwartet worden, inszenierte doch der Schauspiel-Intendant Enrico Lübbe. Am Pult stand Opern-Intendant Ulf Schirmer. Lübbe und Co-Regisseur Torsten Buß hielten sich in allem‎ an die Vorlage, ließen spielen, was von Wagner vorgegeben ist. In Ruhe konnte man das Vorspiel genießen, kein Regieeinfall störte. Dieses der gesanglichen Schwierigkeiten wegen zunächst für unaufführbar gehaltene Werk wurde fast ausnahmslos gemeistert, wobei Lübbe den Sängern durch günstige Stellungen half, die Partie jeweilig nach dem besten Vermögen zu gestalten. Meagan Miller war in Gesang und Spiel eine wunderbare Isolde, Barbara Kozelj, deren Rollendebüt es war, stand ihr als Brangäne in nichts nach. Sebastian Pilgrim als König Marke nahm mit seiner wohltimbrierten Stimme von den ersten Tönen seines Gesanges an gefangen. Einzig Daniel Kirch als Tristan konnte dieses Niveau sowohl stimmlich als auch darstellerisch nicht halten. Leider war ihm der Dirigent keine Hilfe, ließ er doch das Orchester oft viel zu laut aufspielen.

Ein weißer Lichterrahmen umgab die Bühne, gewissermaßen zwei Welten teilend. Er erlaubte, durch Lichtregie Eindrücke zu schaffen. Wenn im berühmten Liebesduett die beiden Protagonisten je an einem Ende der Bühne standen, bedurfte es schon einiger Phantasie des Publikums, die innere Verbundenheit der Liebenden zu erfühlen.

Tief berührend war der Beginn des 3. Aktes, wo Gundel Jannemann-Fischer ihr Englischhorn großartig spielend, auf der Bühne hin und her spazierte. Auch den Schluß gestaltete Lübbe ergreifend, indem nach Isoldes Schlußgesang sich die beiden Liebenden an den Händen haltend zum Bühnenhintergrund ins helle Licht gingen, in eine Welt, in der sie glücklich sein konnten.

In der ersten Pause fand zum zweiten Mal vom hiesigen Freundeskreis Schweiz+Leipzig, dessen Präsident Klaus-Michael Weinmann ist, ein Empfang mit Sekt und Häppchen mit den Schweizer- und Wagner-Freunden statt. Wagner lebte ja viele Jahre seines Lebens in der Schweiz, wo auch ein Großteil seiner Werke entstand, eben auch der Tristan. Angeregt wurde er durch das Schweizer Alphorn zur Entwicklung der nur im Tristan eingesetzten Holztrompete, die das Klagelied des Englischhorns in eine fröhliche Weise verwandelt, wenn der Hirte die Mastspitze von Isoldes Segler erspäht. Der Empfang bot Gelegenheit zu anregenden Gesprächen unserer Verbandsmitglieder mit den Gästen, unter anderem auch mit einer Delegation aus Wien sowie Honoratioren der Stadt, wie der Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke oder Wolf-Dietrich Speck von Sternburg eine wertvolle Begegnung mit interessierten Wagnerianern.

E. Petzoldt

Fotos: Torsten Reh